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Foto: Gerlinde Trinkhaus

Quelle: GEA vom 17.10.05

Sicherheitstag - Verteilung auf mehrere Standorte als Erfolg gewertet. Händler zufrieden mit verkaufsoffenem Sonntag   

 

Die Starlets von der Feuerwehr
    VON ULRIKE GLAGE

REUTLINGEN. Je später der Nachmittag, desto voller wurde es gestern in der Innenstadt und draußen im Industriegebiet. Bei Herbstwetter wie aus dem Bilderbuch zog es viele offenbar zuerst raus in die Natur, bevor sie sich dann in den Trubel des verkaufsoffenen Sonntags samt seinen Aktivitäten der Sicherheitsorganisationen stürzten. Allerdings ging es in der Reutlinger City deutlich entspannter zu als in den Vorjahren. Die Besucher strömten zwar wieder massenhaft, doch die Verteilung auf verschiedene Standorte zeigte Wirkung. Vor allem das Getümmel auf dem Marktplatz - bislang Dreh- und Angelpunkt des Sicherheitstags - und in der Fußgängerzone blieb diesmal erträglich.

»Wir wollen die Leute einbinden und Bewusstsein schärfen«

Los ging's mit den Aktivitäten schon oben am Albtorplatz, den gestern plötzlich ein idyllisches Teichlein zierte. »Das ist so'n Ding, wo sie Wasser zurückhalten«, erklärte eine Mutter ihrer kleinen Tochter mit Blick auf die dick aufgeblasenen Schläuche am Gewässerrand. Falsch geraten, es handelte sich um eine Vorrichtung, mit der die Feuerwehr kontaminiertes Löschwasser auffängt. Klimawandel, Umweltschutz und Gesundheit hieß diesmal schließlich das Thema. Das wurde auch an der Marienkirche aufgegriffen, wo die Gefahrstoffeinheit der Feuerwehr über ihre Arbeit informierte. Und das auf durchaus spritzige Weise: Kinder durften mit dem Feuerwehrschlauch Schilder in einem Umweltfahrzeug zu Fall bringen - wie sich's gehört mit Helm und Schutzjacke.

Für die kleinen Leute war das schon ein ziemlicher Knaller. Der wurde unten am Marktplatz freilich noch getoppt. Denn da durfte, wer wollte, sich tatsächlich hoch hinauf hinters mächtige Lenkrad eines Feuerwehrwagens schwingen. Spätestens bei der Modenschau kamen die großen Leute auf ihre Kosten. Rustikale Fahrzeugrampe statt Catwalk, echter Rauch statt künstlichem Nebel und kernige Models von der Feuerwehr in unorthodoxem Outfit, das sie - wer hätte es gedacht - durchaus mit lässigem Charme präsentiert. Weil bei Feuerwehruniformen im Gegensatz zu einer »echten« Modenschau mehr ver- als enthüllt wird, erwies sich die Sache mit der Lässigkeit zuweilen als schwierig. Im Trockentauchanzug mit Sauerstoff-Flasche auf dem Rücken und Halbmeterflossen an den Füßen oder im sackartigen Hitzeschutzoverall lässt sich ein Hüftschwung eben nur schwer bewerkstelligen.

Die Starlets von der Feuerwehr waren nicht nur amüsant, sondern ihre Vorführung auch sehr lehrreich. En passant bekamen die Zuschauer mit, dass es sehr viel mehr Einsatzarten als die Brandbekämpfung bei der Feuerwehr gibt. Wie zum Beispiel bei Hochwasser. Dass dabei aber auch der Bürger selbst einiges tun kann, wurde wenig später beim Füllen und Stapeln von Sandsäcken demonstriert. »Wir wollen die Leute einbinden und das Bewusstsein für den vorbeugenden Hochwasserschutz schärfen«, so Feuerwehr-Vize Helmut Kober.

Die Entzerrung der Aktivitäten des Sicherheitstages war mit ein Wunsch der Feuerwehr. »Bisher hat sich alles auf dem Marktplatz gedrängt, es gibt noch andere schöne Plätze«, meint Kober. Wobei sich der Zentrale Omnibusbahnhof und vor allem die Echaz geradezu anbiete für die Vorführungen von Technischem Hilfswerk (THW), Feuerwehr- und Rettungstaucher. So konnte das THW seinen Holzsteg diesmal über ein echtes Gewässer bauen. »Wir können zum ersten Mal unsere Übungen originalgetreu nachstellen«, freute sich auch Nicole Greiner von der DLRG-Wasserrettung Neckar-Alb mit Blick auf ihre Kollegen, die im Neoprenanzuganzug in der Echaz Ertrunkene (eine Puppe) retteten oder nach Gegenständen tauchten.

Happy war auch Renate Mrusek vom Kaffeehäusle beziehungsweise der Lebenshilfe. Sie und andere Ehrenamtliche vom Elternkreis Netzwerk Reutlingen waren erstmals bei den Sicherheitstagen dabei. Waffeln wurden verkauft, um Geld fürs Kaffeehäusle zusammenzubekommen. Eifrige Helfer waren die behinderten Kinder. »Wir als betroffene Eltern wollen zeigen, dass es selbstverständlich ist«, so Renate Mrusek mit Blick auf die Jungs und Mädchen. Und: »Wir möchten gerne zur Institution bei den Sicherheitstagen werden.«

»Das Konzept kommt an, ein rundum gelungener Sonntag«

Die Reutlinger Polizei ist das schon lange. Wie die anderen Organisationen ist für sie der Sicherheitstag eine ideale Plattform, um sich zu präsentieren - und Aufklärungsarbeit zu leisten, sei's in punkto Sicherheit im Straßenverkehr oder dem Erkennen von Falschgeld. Ein alter Hase beim Sicherheitstag ist auch die Rettungshundestaffel, die diesmal allerdings etwas im Abseits in der Metzgerstraße gelandet war. Auf dem Marktpaltz, so hier der Tenor, sei die Publikumsresonanz besser gewesen.

Hochzufrieden waren dagegen die Geschäftsleute. Volles Haus meldete nicht nur Breuninger-Chef und RT-Aktiv-Sprecher Edgar Lehmann. »Ich glaube, dass heute noch mehr Leute in der Stadt sind als in den vergangenen Jahren. Das neue Konzept, so sein Eindruck, »kommt an, das ist ein rundum gelungener Sonntag«. (GEA)